Pansexualität: Was ist das eigentlich?
Neben Heterosexualität, Homosexualität und Bisexualität gibt es auch den Begriff der Pansexualität und Autosexualität. Doch was bedeutet es, pansexuell zu sein? Wenn Du nicht weißt, was du dir darunter vorstellen sollst, dann klären wir dich auf.
Zwischen Pansexualität, Autosexualität und Sapiosexualität
Was hat es eigentlich mit dieser Pansexualität auf sich, zu der sich mittlerweile einige Prominente wie Miley Cyrus bekennen? Wer beispielsweise Intelligenz als wichtigstes Attraktivitätsmerkmal sieht, ist sehr wahrscheinlich sapiosexuell. Fühlst du dich bevorzugt zu dir selbst hingezogen, bist du wohl der Gruppe der Autosexuellen zugehörig.

Miley Cyrus zu ihrem Outing
„Ich fühle mich wie nichts“, äußerte sich die Sängerin Miley Cyrus 2016 in den Medien, die sich inzwischen in einer heterosexuellen Beziehung mit Liam Hemsworth befindet, dennoch sich als Teil der LGBTQ+-Bewegung sieht.
Was sie damit meint, ist Geschlechtsneutralität: Pansexuelle sind bei der Partnerwahl komplett neutral eingestellt. Sie bevorzugen weder männliche noch weibliche oder transsexuelle Partner, noch würden sie sich selbst in eine solche Schublade stecken.
Ihnen ist das Geschlecht potenzieller Bett- und Lebensgefährten schlicht egal. Pansexualität oder Pansexualismus wird deshalb als Anziehung jedweder Art zu Menschen, unabhängig von deren biologischem Geschlecht und sexueller Orientierung, definiert.
Infrage kommen sowohl spirituelle, emotionale und romantische als auch physische und sexuelle Hintergründe dieser Anziehung.
Abgrenzung von Pansexualität und Bisexualität
Der Geschlechteraspekt ist es dann auch, der die Pansexualität von der Bisexualität abgrenzt. Während bisexuell eingestellte Menschen sich in ihrer sexuellen Orientierung per Definition spezifisch auf die zwei Geschlechter Mann und Frau ausrichten, steht für Pansexuelle der Mensch an sich im Vordergrund. Was das bedeutet:
- Die pansexuelle Orientierung beschränkt sich also eben nicht auf die klassischen Geschlechter, sondern bezieht zum Beispiel auch Zwitter, Intersexuelle und Transgender mit ein.
- Bezeichnest du dich selbst als pansexuell, werden dir diese Schubladen jedoch kaum als Erklärung zusagen. Sexuelle und partnerschaftliche Beziehungen machst du dann ausschließlich vom Menschsein und der Anziehungskraft deines Gegenübers abhängig. Das Geschlecht an sich ist irrelevant. Daher auch der Begriff „pansexuell“. Er leitet sich vom griechischen „pan“ ab, was „umfassend“ oder „alles“ bedeutet und in diesem Zusammenhang die Aufhebung jeglicher sexuellen und geschlechtlichen Beschränkungen beschreibt.
- Noch weniger Gemeinsamkeiten hat die Pansexualität übrigens mit der Polyamorie, auch wenn das Gegenteil im gesellschaftlichen Diskurs häufig fälschlicherweise angenommen wird. Wer pansexuell ist, führt nicht zwangsläufig Liebes- und Sexualbeziehungen zu mehreren Partnern. Viele Pansexuelle leben in monogamen Beziehungen und hatten oft noch nicht einmal Liebesbeziehungen zu Menschen verschiedener Geschlechter. Sie möchten diese Option für sich nur nicht grundsätzlich ausschließen.
Pansexualität als gesellschaftliche Bewegung
Wer sich selbst als pansexuell definiert, beschränkt das in der Regel nicht auf seine sexuelle Ausrichtung. Vielmehr versteht sich die Pansexualität immer mehr als Gesellschaftskritik:
- Ihre Verfechter sehen das vereinfachte binäre Geschlechter-Verständnis und seine unfreien Rollenzuschreibungen als überholt an. Sie propagieren die völlige Freiheit bei der Partnerwahl und die Aufhebung gesellschaftlicher Abgrenzungen durch geschlechtliche Definitionen. Die Pansexualität ist insofern auch Ausdruck einer sich progressiv entwickelnden Gesellschaft.
- Das schließt häufig auch den Kampf für eine Gender-neutrale Sprache mit ein. Insbesondere im englischen Sprachraum kommen unter Pansexuellen vermehrt die neutralen Wörter „lover“ oder „partner“ statt der geschlechtsspezifischen „girlfriend“ oder „boyfriend“ zum Einsatz. Im Deutschen sind solche Alternativen schwieriger zu finden. Hier haben sich teilweise die etwas sperrigen Begriffe „Herzensmensch“ und „Lieblingsmensch“ einigermaßen etabliert, um das geliebte menschliche Gegenstück in einer pansexuellen Beziehung zu bezeichnen.
Kannst du deine sexuelle Orientierung nicht eindeutig selbst definieren, helfen in der Regel entsprechende Beratungsstellen weiter. Dort findest du Kontakt zu tolerant eingestellten Menschen, die mit der Thematik vertraut sind. Das hilft beim möglichen Coming-out.
Woran erkennst du, ob du pansexuell bist
Menschen suchen sich nicht aus, pansexuell zu sein – sie sind es einfach. Oft macht sich bereits in der Kindheit das vage Gefühl bemerkbar, in einer heterosexuellen Beziehung nicht glücklich werden zu können. Häufig festigt sich dieser Gedanke bis zum Ende der Pubertät. Ob du dich letztlich als hetero-, homo-, bi-, trans- oder pansexuell definierst, erkennst du mit der Zeit. Orientiere dich über einen längeren Zeitraum daran, zu Menschen welchen Geschlechts und welcher Sexualität du dich in welcher Anzahl und Vielfalt hingezogen fühlst. Pansexuell bist du in der Regel, wenn:
- Dir die sexuelle Orientierung deines potenziellen Partners egal ist.
- Dir das Geschlecht deines potenziellen Partners egal ist.
- der Mensch selbst völlig unabhängig von seinen Geschlechtsmerkmalen anziehend auf dich wirkt.
LGBTQ Glossar
Lithsexualität
Lithsexuelle Menschen können grundsätzlich sexuelle Anziehung zu anderen Menschen spüren, wollen oder brauchen aber nicht, dass diese Anziehung erwidert wird. Bei manchen lithsexuellen Menschen verschwindet die sexuelle Anziehung, wenn sie erwidert wird.
Pomosexualität
Pomosexualität, pomosexuell: Pomosexuell (post-modern-sexuell) bedeutet, dass eine Person sich nicht in der traditionellen Definition von sexueller Orientierung wiederfindet und/oder jemand, der*die offensiv Konventionen und Normen sexueller Orientierung bricht.
Questioning
Als questioning (englisch, ‚fragend‘) können sich Menschen bezeichnen, die (noch) kein passendes Label gefunden haben, dass ihre Sexualität oder Geschlechtsidentität passend beschreibt. Menschen, die sich als questioning oder fragend identifizieren, sind ein fester Bestandteil der queeren Community
Homofeindlichkeit
auch: Homophobie. Homofeindlichkeit bezeichnet die Diskriminierung von schwulen und lesbischen Menschen. Sie äußert sich z.B. durch Ablehnung, Wut, Intoleranz, Vorurteile, Unbehagen oder körperliche bzw. psychische Gewalt gegenüber schwulen und lesbischen Menschen oder Menschen, die als schwul oder lesbisch wahrgenommen werden.
Fürsprecher*in
Eine Person, die selbst nicht Teil einer marginalisierten Gruppe ist, aber diese aktiv unterstützt, wird als Fürsprecher*in oder Ally bezeichnet. Sie arbeitet aktiv daran, Intoleranz zu beenden, klärt andere Menschen über die Belange der marginalisierten Gruppe auf und nutzt ihre
Drag King
Drag Kings sind – meist, nicht immer – Personen, denen bei der Geburt das weibliche Geschlecht zugewiesen wurde, und die, u.a. im Rahmen von künstlerischen Performances, Männlichkeit(-en) darstellen bzw. parodieren. Beim gezielten Einsatz von Geschlechter-Zeichen (z.B. Bärten, Körpersprache, Kleidung) geht