Seit zehn Jahren tut sich was auf dem Areal des alten Güterbahnhofs hinter dem Hauptbahnhof. 1997 zog der Verein 23 mit der Galerie Herold dort ein, der seit 1994 in einer alten Matratzenfabrik in der Neustadt residierte, Lesungen, Konzerte und Ausstellungen veranstaltete, bis das Gebäude 1997 abgerissen wurde. Die neue Heimat erwies sich schon bald als attraktiver Standort für die freie Szene: 1998 fand hier der Kunstfrühling des BBK statt, ein paar Jahre später folgte das Junge Theater ins Tor 48, wo Tim Fischer sich die ersten Sporen verdiente, der Satansclub in Tor 47 feierte legendäre Partys, Merzbow und Bands wie Wedding Present traten hier auf, in der Galerie Herold stellten Künstler aus, die mittlerweile echte Karrieren hingelegt haben. Seit zwei Jahren macht die Spedition, damals gegründet im Zuge der letztlich gescheiterten Kulturhauptstadtbewerbung, mit Konzerten, Partys und Ausstellungen von sich reden. Das Theaterlabor gastierte mit seiner zweiten Spielzeit im Tor 48, von April bis Juli inszenierte Hans Kresnik in den Hallen des Güterbahnhofs sein „Amerika“, die Künstler aus dem Haus gestalteten eine Ausstellung dazu im Foyer. Auch Filmemacher wie Eike Besuden haben inzwischen die Reize des Areals entdeckt und hier gedreht. Der Güterbahnhof beherbergt außerdem die Arbeitsräume von über 100 Künstlern und Musikern. „Über die Jahre ist das immer größer geworden“, erzählt Udo Steinmann, Vorstandsprecher des Vereins 23. Kein Wunder, dass Kulturhauptstadtintendant Martin Heller hier eine der kreativen Brutstätten sah, die Bremen zur Kulturstadt machen. Bremen wurde dann doch nicht zur Kulturhauptstadt 2010 gewählt, aber der Güterbahnhof entwickelt nach wie vor eine beträchtliche Eigendynamik. Stefan Jeep von der Planungsgruppe des Vereins erklärt: „Die Spedition hat mittlerweile ein Eigenleben entwickelt. Jetzt wollen wir weitere Flächen erschließen, um eigene Projekte zu verwirklichen.“ Dabei legen die Künstler vom Güterbahnhof Wert darauf, die Dinge auf ihre Weise zu tun. „Hier laufen die Dinge noch anders als anderswo“, findet Stefan Jeep, und Thomas Hartmann, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit, ergänzt: „Die Vielfalt des Güterbahnhofs mit Spedition, Jungem Theater und den Ausstellungen in der Galerie Herold bewirkt, dass dieser Ort sehr gut angenommen wird und auch überregional als etwas ganz Besonderes bekannt ist.“ 40 000 Quadratmeter umfassen die Räume des Objekts insgesamt. Da gibt es viel zu tun.Wie die Zukunft aussieht, wird man abwarten müssen, aber die Künstlerinnen und Künstler aus dem Güterbahnhof stecken voller guter Ideen.