Rob Halfords heilige Schriften
In „Die Bibel des Heavy Metal – Rob Halfords heilige Schriften“ teilt der charismatische Frontmann von Judas Priest, Rob Halford, Anekdoten aus seiner mehr als 50-jährigen Musikkarriere. Als legendärer Sänger einer der einflussreichsten Heavy-Metal-Bands ist Halford längst eine Kultfigur, doch mit seiner „Bibel“ liefert er nicht nur einen Blick hinter die Kulissen des Rock’n’Roll-Lebens, sondern lässt die Leser auch an seinen persönlichen Kämpfen und Triumphen teilhaben.
Nach seiner erfolgreichen Autobiografie „Ich bekenne“ (Confess) von 2020, in der Halford seine Homosexualität öffentlich machte, ist dies sein zweites Buch. Hier nimmt er die Freiheit, sein Leben als „Metal-Gott“ humorvoll und reflektiert zu beleuchten. Gemeinsam mit Co-Autor Ian Gittins hat Halford ein Werk geschaffen, das gleichermaßen unterhaltsam wie aufschlussreich ist – ein Leitfaden für Heavy-Metal-Fans und solche, die es werden wollen.
Anders als bei einer Autobiografie ist „Die Bibel des Heavy Metal“ keine chronologische Lebensbeschreibung, sondern eine Sammlung von Geschichten und Gedanken, die mal ernst, mal humorvoll, aber immer ehrlich sind. Der Leser bekommt Einblicke in den Alltag eines Rockstars, von den Tourneen und dem Songwriting über die Zusammenarbeit mit Bandkollegen und Managern bis hin zu den Herausforderungen des Erfolgs in der Unterhaltungsbranche. Halford plaudert aus dem Nähkästchen, erinnert sich an seine Anfangszeit, die kleinen Clubs und die ersten Auftritte, und zieht Vergleiche zu seinem heutigen Leben, das von Luxus und internationalem Erfolg geprägt ist.
Doch es geht nicht nur um Musik und den Glanz des Rock’n’Roll. Halford spricht offen über seine innere Zerrissenheit, die er lange Zeit aufgrund seiner Homosexualität empfand. Besonders prägend ist die Erzählung seines Songs „Raw Deal“ von 1977, in dem er erstmals subtil über einen Besuch in einem Schwulenclub sang – ein Text, der damals weder von seinen Bandkollegen noch von den Fans richtig verstanden wurde. Sein Outing im Jahr 1998 brachte Halford schließlich den Mut, in der Öffentlichkeit zu sich selbst zu stehen, auch wenn er stets betont, dass sein Look mit Leder und Nieten nie als „schwules Statement“ gedacht war.
Neben seiner Sexualität und der Musik widmet Halford sich in seinem Buch auch ernsten Themen wie seiner jahrelangen Sucht nach Alkohol und Drogen. Der Sänger, der mittlerweile seit vielen Jahren clean ist, teilt seine Erfahrungen und spricht sich dafür aus, dass auch Rockstars offen über ihre psychischen und physischen Herausforderungen reden sollten. In diesem Zusammenhang zeigt sich Halford von einer besonders reflektierten und verletzlichen Seite.
Doch bei aller Ernsthaftigkeit ist die „Bibel des Heavy Metal“ vor allem eine unterhaltsame Lektüre. Halford, der sich selbst als spirituell bezeichnet, zieht humorvolle Parallelen zwischen der Leidenschaft für Musik und dem Glauben. Er sieht den Fan-Kult um Bands wie Judas Priest als ähnlich intensiv wie den Glauben an eine Religion. Allerdings betont er, dass Musik etwas Reales und Greifbares sei, im Gegensatz zu der oft abstrakten Natur des Glaubens.
Rob Halfords „Bibel des Heavy Metal“ ist ein humorvoller und offener Einblick in das Leben eines Musikers, der nicht nur wegen seiner Stimme, sondern auch wegen seines Witzes, seiner Selbstironie und seiner Ehrlichkeit als Ikone des Heavy Metal gilt.