Als Kind oder Jugendlicher, der sich vielleicht als queer identifiziert, fühlst du dich möglicherweise manchmal unsicher, verunsichert oder anders als die meisten Menschen in deinem Umfeld. Dabei ist es völlig normal, sich selbst und seine Identität zu hinterfragen – insbesondere, wenn du merkst, dass du nicht in die traditionellen Schubladen passt, die die Gesellschaft oft vorgibt. Dieser Artikel soll dir helfen, zu verstehen, warum es so wichtig ist, selbstbewusst zu sein, stolz auf deine Identität zu sein und dir konkrete Tipps geben, wie du dein Selbstbewusstsein stärken kannst.
Was bedeutet es, queer zu sein?
Der Begriff „queer“ wird heute oft verwendet, um Menschen zu beschreiben, die sich nicht ausschließlich mit den herkömmlichen Kategorien von Geschlecht und sexueller Orientierung identifizieren. Queer kann also Menschen umfassen, die lesbisch, schwul, bisexuell, trans*, intersexuell, asexuell oder anderweitig nicht cis-heteronormativ sind. Vielleicht hast du das Gefühl, dass du in keine dieser Kategorien genau reinpasst, und das ist auch in Ordnung. Queer ist ein breiter Begriff, der Vielfalt feiert und keine festen Grenzen hat.
Warum ist Selbstbewusstsein so wichtig?
Selbstbewusstsein bedeutet, an dich selbst zu glauben, deine eigenen Werte und Überzeugungen zu kennen und für dich einzustehen. Besonders als Teil der LGBTQIA+ Gemeinschaft kann es manchmal schwierig sein, sich gegen Vorurteile und Diskriminierung zu behaupten. Aber genau deshalb ist es umso wichtiger, stark und selbstbewusst zu sein.
Zahlen und Fakten zur Diskriminierung von LGBTQIA+ Jugendlichen
Es gibt leider viele Berichte und Studien, die zeigen, dass LGBTQIA+ Jugendliche häufiger Mobbing und Diskriminierung ausgesetzt sind als ihre heterosexuellen und cisgender Altersgenossen. Eine Umfrage der GLSEN (Gay, Lesbian & Straight Education Network) aus den USA zeigt, dass etwa 70 % der LGBTQIA+ Jugendlichen angeben, in der Schule wegen ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität belästigt worden zu sein. In Deutschland erlebten laut einer Studie von 2017 fast 30 % der homosexuellen und bisexuellen Jugendlichen Mobbing in der Schule. Das sind erschreckende Zahlen, die zeigen, wie wichtig es ist, sich selbst zu stärken und Unterstützung zu suchen.
Wie kannst du dein Selbstbewusstsein stärken?
Selbstbewusstsein wächst nicht über Nacht, aber es gibt viele Wege, wie du es Schritt für Schritt aufbauen kannst.
1. Akzeptiere dich selbst
Der erste Schritt zu mehr Selbstbewusstsein ist die Selbstakzeptanz. Es ist wichtig, dass du erkennst, dass du wertvoll und einzigartig bist, so wie du bist. Es gibt keine „richtige“ oder „falsche“ Art, queer zu sein. Egal, wie du dich identifizierst oder wen du liebst – du bist gut, so wie du bist.
Tipp: Nimm dir täglich ein paar Minuten Zeit, um positive Affirmationen zu wiederholen, wie zum Beispiel: „Ich bin stolz auf mich, so wie ich bin“ oder „Ich verdiene Respekt und Liebe.“
2. Suche dir Vorbilder
Es kann unglaublich hilfreich sein, Vorbilder zu haben, die eine ähnliche Reise wie du durchlaufen haben. Vielleicht gibt es bekannte Persönlichkeiten, die offen queer sind und über ihre Erfahrungen sprechen, oder du kennst jemanden aus deinem persönlichen Umfeld, der dich inspiriert.
Tipp: Lies Bücher, schau Filme oder verfolge Social-Media-Kanäle von Menschen, die dich inspirieren und dir Mut machen.
3. Vernetze dich mit Gleichgesinnten
Es gibt nichts Stärkeres, als zu wissen, dass man nicht allein ist. Die LGBTQIA+ Gemeinschaft ist groß und vielfältig, und es gibt viele Menschen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben wie du. Sich mit anderen auszutauschen, kann sehr befreiend und stärkend sein.
Tipp: Suche nach LGBTQIA+ Jugendgruppen in deiner Nähe oder online, wo du dich mit anderen austauschen kannst.
4. Lerne, dich abzugrenzen
Manchmal gibt es Menschen in deinem Leben, die deine Identität nicht verstehen oder respektieren. Es ist wichtig zu lernen, wie man sich gegen negative Einflüsse abgrenzt und sich auf Menschen konzentriert, die einen unterstützen.
Tipp: Setze klare Grenzen, wenn jemand deine Identität in Frage stellt oder respektlos ist. Es ist völlig in Ordnung, dich von Menschen zu distanzieren, die dir nicht guttun.
5. Suche dir Unterstützung, wenn du sie brauchst
Es ist völlig normal, manchmal überfordert oder unsicher zu sein. Wenn du merkst, dass du Unterstützung brauchst, zögere nicht, sie zu suchen. Es gibt viele Organisationen und Hilfsangebote speziell für LGBTQIA+ Jugendliche.
Tipp: Schau dir Organisationen wie „Lambda Jugendnetzwerk“ oder „Queer Refugees Deutschland“ an, die dir Unterstützung bieten können. Du kannst auch mit einem Vertrauenslehrer oder Schulpsychologen sprechen.
Die Bedeutung von Pride und Sichtbarkeit
Pride ist nicht nur eine Feier, sondern auch eine starke politische Botschaft: Wir sind hier, wir sind stolz, und wir lassen uns nicht unterdrücken. Pride-Veranstaltungen auf der ganzen Welt bieten LGBTQIA+ Menschen die Möglichkeit, ihre Identität offen zu zeigen und für Gleichberechtigung zu kämpfen. Vielleicht fühlst du dich noch nicht bereit, an einem Pride-Event teilzunehmen, und das ist völlig in Ordnung. Aber zu wissen, dass solche Veranstaltungen existieren, kann dir helfen, stolz auf deine Identität zu sein.
Wichtige Zahlen zu Pride-Veranstaltungen
Pride ist eine globale Bewegung, und jedes Jahr nehmen Millionen von Menschen an diesen Veranstaltungen teil. 2019 besuchten allein in New York City über 5 Millionen Menschen die Pride-Parade, was zeigt, wie bedeutend diese Bewegung weltweit ist.
Wie du ein Verbündeter (Ally) sein kannst
Vielleicht identifizierst du dich selbst nicht als queer, aber du möchtest deine Freunde unterstützen, die es tun. Ein Ally zu sein bedeutet, aktiv für die Rechte und die Würde von LGBTQIA+ Menschen einzutreten.
1. Höre zu und lerne
Der erste Schritt, ein guter Ally zu sein, ist das Zuhören. Jeder Mensch hat seine eigene Geschichte, und es ist wichtig, diese zu respektieren und von ihnen zu lernen.
Tipp: Frage deine LGBTQIA+ Freunde, wie du sie am besten unterstützen kannst, und sei offen für ihr Feedback.
2. Setze dich gegen Diskriminierung ein
Wenn du Zeuge von Mobbing oder Diskriminierung wirst, ist es wichtig, Stellung zu beziehen. Es mag schwierig sein, aber deine Stimme kann einen großen Unterschied machen.
Tipp: Melde diskriminierendes Verhalten sofort, sei es in der Schule, online oder anderswo. Deine Unterstützung kann dazu beitragen, dass sich andere sicherer fühlen.
3. Nutze deine Plattform
Wenn du soziale Medien nutzt, kannst du deine Plattform nutzen, um LGBTQIA+ Themen und Geschichten zu teilen. Je mehr Menschen über diese Themen Bescheid wissen, desto besser kann Diskriminierung bekämpft werden.
Tipp: Folge LGBTQIA+ Organisationen und Aktivisten auf sozialen Medien und teile ihre Inhalte, um ihre Reichweite zu erhöhen.
Nützliche Links und Ressourcen
Hier sind einige Links und Ressourcen, die dir weiterhelfen können:
- Lambda Jugendnetzwerk: https://www.lambda-bb.de/
- Queer Refugees Deutschland: https://www.queer-refugees.de/
- GLSEN (USA): https://www.glsen.org/
- Jugendnetzwerk Lambda Bayern: https://www.lambda-bayern.de/
- Trevor Project (USA): https://www.thetrevorproject.org/
Fazit
Dein Selbstbewusstsein ist der Schlüssel, um als LGBTQIA+ Jugendlicher oder Kind stark und stolz zu sein. Es ist völlig in Ordnung, sich manchmal unsicher zu fühlen, aber es gibt viele Wege, wie du deine innere Stärke finden und ausbauen kannst. Akzeptiere dich selbst, suche dir Vorbilder, vernetze dich mit Gleichgesinnten und zögere nicht, Unterstützung zu suchen, wenn du sie brauchst. Pride und die LGBTQIA+ Gemeinschaft sind hier, um dir zu zeigen, dass du nicht allein bist. Sei stolz auf dich, denn du bist wertvoll und einzigartig – genau so, wie du bist.